Am Karfreitag bis Ostersonntag sind wir (4 angehende Lehrpersonen des Kantons Luzerns) mit dem Rennvelo innerhalb von drei Tagen von Luzern nach Genua ans Meer gefahren. Im Sommer werden wir die Pädagogische Hochschule abschliessen und im Kanton Luzern als Primarlehrer starten. Während unserer Ausbildung an der PH Luzern war unser Spezialisierungsfach Sport. Ein Auftrag innerhalb eines dieser Module war, ein Ausdauer-Sportprojekt zu planen und anschliessend durchzuführen. Wir sind alle sportbegeistert und wollten die Messlatte an der PH etwas höher setzten als auf einen Berg oder um den Sempachersee zu joggen. Deshalb kam uns die Idee mit dem Rennvelo ans Meer zu fahren. Was zuerst nur ein Witz war, wurde Tatsache. Wir fanden gefallen an dieser Idee und recherchierten über die Strecke, die nötigen Vorbereitungen
etc. Die Strecke ist ca. 450 km lang. Weil wir plötzlich von diesem Gedanken nicht mehr loslassen konnten, haben wir uns entschieden, die Sache durchzuziehen. Gemäss Planung stand während ca. 4 Monaten dreimal wöchentliches Ausdauertraining auf dem Programm. Ausdauer hatten wir schon, aber nicht auf dem Velo, sondern in den Sportkategorien Fussball, Handball und Flag Football. Niemand von uns sass bis dahin auch nur einmal auf dem Rennvelo. Damit wir während der Tour kein Gepäck mitfahren mussten, haben sich zwei Freunde dazu bereiterklärt uns mit einem Bus zu begleiten. Der Karfreitag näherte sich doch die geplanten Trainingseinheiten blieben aus. Zum Glück hatten wir etwas Ausdauertraining von unseren anderen Sportarten in den Beinen, dies sollte reichen, dachten wir. Die Rennvelos konnten wir vor dem Start noch rechtzeitig organisieren. In der Tiefgarage haben wir ein paar Tage vor Karfreitag kurz geübt, wie man schaltet und mit Klick-Pedalen fährt. Am Abend vor unserem Start hatte Luca noch ein Handballmatch und ich hatte ein Fussballmatch. Leider habe ich während diesem Match mein Kreuzband, den Meniskus und das Aussenband gerissen, doch dies erfuhr ich erst ein paar Tage nach der Tour. Velofahren ging zum Glück besser als Gehen.
Bis zum Start wurden wir von unseren Mitstudierenden oft etwas belächelt. Fast niemand hat an unser Vorhaben geglaubt. Doch genau das war am Karfreitag unsere Motivation, kräftig in die Pedale zu treten. Mit der Hand an den Eingangstüren der Pädagogischen Hochschule Luzern radelten wir los. Der erste Halt war in Altdorf neben der Wilhelm Tell Statue. Dort mussten wir uns um 11.00 Uhr bereits mit Spaghetti Napoli stärken. Doch nach dieser Kohlenhydrat Spritze radelten wir mit kleineren Pausen bis nach Göschenen hoch. Unterwegs konnten wir auf die Blechlawine vor dem Gotthardtunnel blicken. Wir belächelten die Leute im Stau und dachten sarkastisch, man kann auch mit dem Velo nach Italien fahren. Weil der Gotthardpass ab Göschenen gesperrt ist mussten wir die Rennvelos verladen und bis nach Airolo mit dem Zug fahren. Dies war jedoch von Anfang an auf dem Programm, weil der Gotthardpass zu dieser Zeit meistens gesperrt ist. In Airolo stärkten wir uns nochmals mit Pasta und konnten eine rasante Abfahrt bis Bellinzona geniessen. In Bellinzona um ca. 19.00 Uhr angekommen übernachteten wir nach einer leckeren Pizza in einer Jugendherberge. Am zweiten Tag sind wir am Morgen früh wieder gestartet und konnten zum aller ersten Mal mit dem Rennvelo über eine Schweizer Grenze fahren. Am Lago Maggiore entlang sind wir weiter in den Süden gefahren. Etwas später am zweiten Tag passierte etwas, dass nur in Italien passieren kann. Denn auf einmal sind wir an eine Strasse mit einem Veloverbot gekommen. Gemäss einer Italienischen Familie seien dieses Schilder in Italien nicht beachtenswert. Also entschieden wir uns, die 4km auf einer schnell befahrenen Autostrasse möglichst zügig hinter uns zu bringen. Doch nach ca. 5 Minuten wurden wir von einem Auto mit Blaulicht plus Sirene ausgebremst und freundlich gebeten die Autostrasse wieder zu verlassen. Nach einem ärgerlichen Umweg um einen kleinen See und einer lustigen Geschichte im Repertoire erreichten wir am Abend um ca. 20.30 Uhr die Stadt Alessandria in Italien wo wir unsere zweite Nacht in einem Hotel verbringen konnten. Am dritten Tag standen noch ca. 85km und leider noch eine Bergetappe auf dem Programm. Weil es Ostersonntag war mussten wir für das Mittagessen ungefähr fünf kleine Dörfer ansteuern. Schlussendlich hat uns ein kleines Familienrestaurant mitten im Nirgendwo einen Tisch und Stühle an den sonnigen Strassenrand gestellt und gedeckt. Ich glaube ich habe dort meine bisher beste Bolognese gegessen. Dank dieser Pasta meisterten wir auch noch den letzten Pass vor Genua. Auf dem Pass sahen wir das Meer und wurden bereits etwas euphorisch. Die letzen 30-35km waren noch eine Talfahrt bis nach Genua ans Meer. Diese haben wir noch einmal herrlichst genossen bevor wir um ca. 16.30 Uhr in Genua ins Meer springen konnten. Nach einem leckeren Gelati und einem Bier sind wir noch am gleichen Abend mit dem Bus zurück nach Luzern gefahren. Mit dieser Tour haben wir es nicht nur allen kritischen Mitstudierenden gezeigt, sondern haben auch eine unglaubliche Story, welche wir nie wieder vergessen werden
Wir haben es geschafft, wir sind mit dem Rennvelo von der Pädagogischen Hochschule Luzern nach Genua ans Meer gefahren. Was für eine coole Sache.
Text von Sandro Huwiler